Therapie: Besonderheiten bei kindlicher Aphasie

Das Besondere der Therapie von Aphasien im Kindesalter ist, dass zum einen die Fähigkeiten wiedererworben werden müssen, die vor dem Unfall bereits vorhanden waren. Zum anderen kommt die Unterstützung des Neulernens von noch nicht entwickelten Fähigkeiten hinzu, da Aphasien auch während des noch nicht abgeschlossenen Spracherwerbs auftreten können. Gerade bei Kindern ist zu beachten, dass es nicht ausreicht, den Ist-Stand vor der Schädigung wieder her zustellen. Gerade gesunde Kinder in jungen Jahren machen enorme Entwicklungssprünge. Die Entwicklung ist bei beeinträchtigten Kindern besonders zu unterstützen und fördern, da die betroffenen Kinder sonst von Jahr zu Jahr im Gegensatz zu Gleichaltrigen immer mehr zurück liegen.

Grob gilt das achte Lebensjahr als die Zeit, in der die Sprachentwicklung abgeschlossen ist. Dennoch sind in diesem Alter sprachbezogene Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben noch recht frisch erworben und werden oftmals nicht sicher beherrscht. Der Erwerb weiterer sprachlicher Fähigkeiten wie z.B. Redewendungen etc. kann bis zu einem Alter von 12-14 Jahren andauern.

Viele neurologische Rehaeinrichtungen bieten eigens auf Aphasie spezialisierte Therapieprogramme an. Die Therapieeinheiten können dabei entweder in Einzel- oder in Gruppensitzungen erfolgen und werden meist stationär über mehrere Wochen durchgeführt. Ist die stationäre Rehabilitation abgeschlossen und findet die ambulante Therapie durch Logopäden oder Sprachheilpädagogen in Wohnortnähe statt, ist darauf zu achten, dass die Therapeuten über Erfahrungen mit der Therapie aphasischer Kinder und Jugendlicher verfügen. Da es sich bei diesem Störungsbild um ein relativ unbekanntes und seltenes handelt, ist das nicht immer gewährleistet. Ist dies der Fall, ist darauf zu achten, dass die jeweiligen Therapeuten zumindest sowohl im Bereich der Therapie kindlicher Sprachentwicklungsstörungen als auch im Bereich der Aphasietherapie mit Erwachsenen über einschlägige Erfahrungen verfügen.

 

Diagnostik: Aphasie unterscheidet sich von einer entwicklungsbedingten Sprachstörung

Eine Aphasie ist immer deutlich von einer entwicklungsbedingten Sprachbeeinträchtigung zu unterscheiden, da sie sich nur auf die Fähigkeiten bezieht, die vor dem Unfall bereits erworben waren. Das macht die Diagnose in manchen Fällen schwierig, da oftmals kein zuverlässiges Wissen über den sprachlichen Ist-Stand vor der Schädigung vorhanden ist.

Eigene Diagnostikinstrumente, die speziell zur Diagnose kindlicher Aphasien konzipiert wurde, fehlen. Dennoch leisten die neurologischen Rehakliniken in der Regel diesbezüglich gute, differenzierte Arbeit. Hierbei spielt die Erfahrung mit Aphasien im Kindesalter eine große Rolle. Nicht jede ambulante logopädische Praxis verfügt über solche Erfahrungen, so dass im Fall der kindlichen Aphasien darauf zu achten ist, dass differenziert diagnostiziert wird.

Zum Teil werden normierte Sprachentwicklungstests mit Aphasie-Testverfahren, die im Erwachsenenalter eingesetzt werden, kombiniert. Da nach einer Hirnschädigung neben der Aphasie meist viele verschiedene (Begleit-)Symptomatiken auftreten, ist eine interdisziplinäre, ausführliche Diagnostik notwendig. Besonders ein neuropsychologisches Gutachten sollte erstellt werden! Viele neurologische Rehakliniken bieten eigens für kindliche Aphasien Diagnostikwochen an.

Weitere Informationen dazu erhalten Sie bei uns oder direkt bei den Rehakliniken in Ihrer Nähe.